Inhalt und zukünftiges Gesicht des 100 Jahre alten Kornspeichers im Zentrum Oranienburgs stehen fest. Damit kann der Bau eines kompletten Stadtquartiers mit 263 Wohnungen in zwölf Gebäuden rund um das Denkmal an der nördlichen Stadtgrenze Berlins zu Beginn des zweiten Quartals dieses Jahres beginnen.
Der ehemalige Getreidespeicher ist einer der ersten Stahlbetonbauten Deutschlands. Den Zweiten Weltkrieg hat er dank seiner massiven Konstruktion unbeschadet überstanden. Bis Mitte der 1970er Jahre war der 1995 unter Denkmalschutz gestellte Bau mit seinen kräftigen Betonsäulen und den zwölf 30 m langen Silokammern in Betrieb. Seitdem verfällt er. Die umstehenden Hallen auf dem 15.500 qm großen Grundstück wurden 2015 abgerissen. Seither steht das mit rund 35 m zweithöchste Gebäude in Oranienburg verlassen auf weiter Flur.
Wohnungen statt Kornspeicher
Im zweiten Leben wird der direkt am Alt-Arm der Havel gelegene Speicher Mittelpunkt eines neuen Stadtquartiers mit 214 Tiefgaragenplätze. Entwickler und Investor am Louise-Henriette-Steg ist das Hamburger Unternehmen TAS, das Grundstück und Speicher vor rund zwei Jahren erworben hatte. Der Vorbesitzer hat einen Bauantrag eingereicht, der in der Stadt, laut TAS wegen fehlender Unterlagen, jedoch durchfiel. TAS-Geschäftsführer Marcus Schwarz zog das Papier zurück und plante mit der immer wieder mit Hollywoodstar Brad Pitt in Verbindung gebrachten Graft Gesellschaft von Architekten, einem Restaurator und einem Experten für technische Anlagen neu. „Mittlerweile hat der Denkmalschutz den Vorentwurf für den Speicher freigegeben“, freut sich Stephan Oelze, oberster Projektentwickler der TAS.
Knifflig war das Thema Brandschutz
Schwarz und Oelze rangen dem Denkmalamt Balkone ab, ohne die der Wohnungsbau heute kaum noch funktioniert. Knifflig war das Thema Brandschutz, erläutert der Projektleiter. „Der Speicher fällt aufgrund seiner Höhe in die Kategorie Hochhaus, daher gilt ein erhöhter Brandschutz. Deshalb wird die TAS ein neues Treppenhaus vor den Speicher setzen.“ Errichtet werden 22 Mietwohnungen, zwischen 60 qm und 125 qm groß. Je Geschoss werden drei Wohnungen untergebracht; im Erdgeschoss und im Dachgeschoss zwei Einheiten.
Blindgänger verzögerten das Baugeschehen
Mit den Neubauten – zu 80% Miet- und zu 20% Eigentumswohnungen – wollen die Hanseaten im April oder Mai 2018 beginnen. Die Bauarbeiten verzögern sich etwas, weil die Experten immer noch Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg suchen. Mit seiner chemischen Industrie, den Rüstungsbetrieben, dem Heinkel-Flugzeugwerk vor allen Dingen aber dem Uranwerk, das Amerikaner auf keinen Fall den Sowjets überlassen wollte, war das heute knapp 44.000 Einwohner zählende Städtchen Ziel von 20.000 Bomben – viele von ihnen mit Langzeitzündern.
Das Investitionsvolumen für das gesamte Quartier taxiert das Unternehmen auf rund 60 Mio. Euro für die Neubauten und rund 9 Mio. Euro für den Turm.
TAS will das Quartier verkaufen
TAS-Chef Schwarz plant, das gesamte Quartier zu verkaufen, das in der Nähe des Pendlerbahnhofs liegt und rund 35 km von Berlin entfernt ist. Die Mieten im Stadtquartier verspricht er seinen Verhandlungspartnern werden bei 10 bis 11,50 Euro/qm liegen.
Weitere Informationen erhalten Sie unter: http://www.immobilien-zeitung.de/1000050455/oranienburg-stadtquartier-mit-kornspeicher-zu-verkaufen
Quelle: Immobilien Zeitung, Gerda Gericke